Standards/Definitionen für die Wundbehandlung

Die hier aufgeführten Standards/Definitionen gehen aus einem Konsensus von Fachexperten der Initiative Chronische Wunden hervor.
Die Definitionen sind alphabetisch sortiert und werden ständig aktualisiert.

Definitionen

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A

Die Diagnostik chronischer Wunden sollte immer die Basis einer erfolgreichen Therapie darstellen. Die ABCDE-Regel kann dabei helfen, das Konzept einer individualisierten Diagnostik strukturiert zu planen.

A Anamnese (Anamnesis)
B Bakterien (Bacteria)
C Klinische Untersuchung (Clinical examination)
D Durchblutung (Defective vascular system)
E Extras (Extras)

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Für die Angabe der Werte bei arterieller Verschlussdruckmessung wird meist ein Akronym verwendet.
Es soll folgende Terminologie genutzt werden:
Deutsch: KADI = Knöchel-Arm-Druck-Index
International: ABI = Ankle-Brachial-Index

Die:der Patient:in integriert auf Basis des eigenen Krankheitsverständnisses die gemeinsam mit der:dem Therapeut:in beschlossene Therapie in seinen:ihren Lebensalltag.
Anmerkung: Die:der Patient:in soll aktiv in die Entscheidungsfindung eingebunden werden. Hierfür muss, in Abhängigkeit von den Vorkenntnissen der:des Patient:in, eine individuelle Patientenedukation erfolgen.

Jede Wunde, die nicht chronisch ist, wird als akut bezeichnet.

Für die Angabe der Werte bei arterieller Verschlussdruckmessung wird meist ein Akronym verwendet.
Es soll folgende Terminologie genutzt werden:
Deutsch: KADI = Knöchel-Arm-Druck-Index
International: ABI = Ankle-Brachial-Index

Bei Menschen mit beispielsweise CVI, Livedovaskulopathie oder chronischen Gefäßschäden durch die Einnahme von Hydroxyurea kommt es bei fortschreitender Erkrankungsdauer und -schwere durch eine Vaskulopathie der Kapillaren oft zu weißen Hautveränderungen. Im weiteren Verlauf kann es zu sehr schmerzhaften Ulzerationen kommen.
Hier werden die Begriffe Capillaritis alba und Atrophie blanche meist synonym verwendet. Da sich jedoch oft die Schmerzhaftigkeit und insbesondere die therapeutische Konsequenz unterscheidet, erscheint es sinnvoll, die entzündliche Frühform als Capillaritis alba von der weniger entzündlichen Atrophie blanche im Verlauf zu differenzieren.

Weniger schmerzhafter chronischer Zustand der Capillaritis alba.
Anmerkung: Hier steht die Behandlung der Grunderkrankung, inklusive Kompressionstherapie, im Vordergrund.

C
Vorbemerkung: Bei Patient:innen mit CVI, Livedovaskulopathie oder chronischen Gefäßschäden durch die Einnahme von beispielsweise Hydroxyurea, kommt es durch eine Vaskulopathie der Kapillaren bei fortschreitender Erkrankung oft zu weißen
Hautveränderungen.

Im weiteren Verlauf kann es zu sehr schmerzhaften Ulzerationen kommen. Hier werden die Begriffe Capillaritis alba und Atrophie blanche meist synonym verwendet.
Da sich jedoch oft die Schmerzhaftigkeit und insbesondere die therapeutische Konsequenz unterscheidet, erscheint es sinnvoll, die entzündliche Frühform als Capillaritis alba von der weniger entzündlichen Atrophie blanche im Verlauf zu differenzieren.

Eine Wunde, die nach 8 Wochen nicht abgeheilt ist, wird als chronisch bezeichnet. Unabhängig von dieser zeitlich orientierten Definition, gibt es Wunden, die von Beginn an als chronisch anzusehen sind, da Ihre Behandlung eine Therapie der Ursache erfordert. Hierzu gehören beispielsweise das diabetische Fußsyndrom, Wunden bei pAVK, Ulcus cruris venosum oder Dekubitus.

Das nicht hinterfragte Befolgen der Anweisungen der:des Therapeut:in durch die:den Patient:in.
Anmerkung: Die:der Patient:in soll unabhängig davon, ob sie:er die Sinnhaftigkeit der Anweisung versteht, diese möglichst vollständig und korrekt umsetzen.

E
Nicht-infektiöse Entzündungsreaktion der Haut. Klinisch gekennzeichnet ist ein Ekzem durch folgende typische Symptome:

  • Akutes Ekzem: Rötung, Schuppung, Juckreiz, Bläschen, Erosionen, Nässen
  • Chronisches Ekzem: Rötung, Lichenifikation*, Schuppung, Juckreiz

Anmerkung: Ekzem beschreibt lediglich ein Symptom. Differenziert werden müssen
hinsichtlich der Genese, z. B. allergisches Kontaktekzem, toxisches Kontaktekzem, Stauungsdermatitis oder atopische Dermatitis.

* Lichenifikation: Verdickung und Vergröberung der Hautstruktur.

Als Erosion/Schürfwunde wird eine oberflächliche Wunde, die ausschließlich die Epidermis/Oberhaut betrifft bezeichnet.

Als Erythem wird die Rötung der Haut bezeichnet.
G

Als Gangrän werden abgestorbene Körperteile bezeichnet. Bei der Beschreibung von abgestorbenem Gewebe in Wunden sprechen wir daher von Nekrose und nicht von Gangrän.

K
Für die Angabe der Werte bei arterieller Verschlussdruckmessung wird meist ein Akronym verwendet.
Es soll folgende Terminologie genutzt werden:
Deutsch: KADI = Knöchel-Arm-Druck-Index
International: ABI = Ankle-Brachial-Index
L
Verdickung und Vergröberung der Hautstruktur.
M

Mazeration bezeichnet die Quellung oder Aufweichung von Gewebe durch längeren Kontakt mit Flüssigkeit.
Anmerkung: In der Wundbehandlung ist die Mazeration der Epidermis am Wundrand und in der Wundumgebung oft ein Zeichen für unzureichendes Exsudatmanagement.

Begleitend zu einer kausal ansetzenden Behandlung, sollte meist auch eine symptomatische, an den Phasen der Wundheilung orientierte, feuchte Wundtherapie durchgeführt werden. Als Orientierungshilfe für die Lokaltherapie chronischer Wunden wurde durch Wund-D.A.CH., den Dachverband deutschsprachiger Wundheilungsgesellschaften, aktuell mit M.O.I.S.T. ein neues Konzept für die Lokaltherapie chronischer Wunden vorgestellt.

Mit dem M.O.I.S.T.-Konzept sollten die Ideen des 2003 erstmalig publizierten und international weit verbreiteten T.I.M.E.-Konzeptes weiterentwickelt werden. Die mit „T“, „I“ und „M“ beschriebenen Faktoren sind sicher weiterhin zeitgemäß und wichtig. Mit dem Buchstaben „E“ wurde ursprünglich „epidermis“ und später „edge“, also der Wundrand beschrieben. In dem letzten Jahrzehnt haben sich aber doch viele neue Aspekte und Therapieoptionen ergeben, so dass hier neue, innovative Therapieoptionen fehlen, die nun mit „O“ und „S“ beschrieben werden.

M Moisture balance (Exsudatmanagement)
O Oxygen balance (Sauerstoffzufuhr)
I Infection control (Infektionskontrolle)
S Support (Unterstützung des Heilungsprozesses)
T Tissue management (Gewebemanagement)

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N
Als Nekrose wird abgestorbenes, zuvor vitales Gewebe bezeichnet.
P

Narbe nach Abheilung eines Ulkus.
Anmerkung: Entspricht bei CVI dem Stadium IIIa nach Widmer, bzw. dem Stadium C5 der CEAP-Klassifikation. Außer einer Rezidivprophylaxe ist keine spezifische Therapie notwendig.

R
Bei dem Wiederauftreten nach Behandlung wird zwischen Krankheits- und Symptomrezidiv unterschieden.

Ein Rezidiv einer Krankheit beschreibt das Wiederauftreten dieser Erkrankung nach
Behandlung, die zeitweilig erfolgreich war, oder nach spontaner Heilung. Beispiel: Tumorrezidiv.
Anmerkung: Bei chronischen Erkrankungen, z. B. Diabetes mellitus oder chronisch
venöse Insuffizienz (CVI) ist eine Heilung nicht möglich. Daher gibt es hier kein Rezidiv.

Ein Rezidiv eines Symptoms beschreibt das Wiederauftreten dieses Krankheitssymptoms nach Behandlung, die zeitweilig erfolgreich war, oder nach Heilung des Symptoms.
Dabei wird unterschieden:

  • Lokalrezidiv: Rezidiv, das erneut an einem anatomischen Ort auftritt.
  • Symptomrezidiv: Rezidiv, das an einem anderen anatomischen Ort auftritt.


Beispiel: Ulcus cruris venosum ist das Symptom der Grunderkrankung CVI und kann während des Krankheitsverlaufs wiederholt an unterschiedlichen Stellen auftreten.

U

Als Ulcus/Geschwür wird eine tiefe Wunde, die mindestens bis in die Dermis reicht bezeichnet.

W

Zielsetzung des W.A.R.-Scores ist es, eine klinisch orientierte, begründete Abschätzung des Risikos für die Entwicklung einer Wundinfektion anhand der konkreten Patientenverhältnisse zu ermöglichen. Die Indikation für den Einsatz von lokalen antimikrobiellen Maßnahmen ergibt sich durch die Betrachtung unterschiedlich zu gewichtender Gefährdungsursachen, die anhand eines Punktesystems zusammengezählt werden.

Checkliste infektgefährdete Wunde (W.A.R.-Score - Wounds at Risk) zum Download

Als Wunde wird der Barriereverlust zwischen dem Körper und der Umgebung durch Zerstörung von Gewebe an äußeren oder inneren Körperoberflächen bezeichnet.
Als Wundexsudat werden alle Flüssigkeiten, die von einer Wunde freigesetzt werden bezeichnet. In Abhängigkeit von dem Zustand der Wunde kann diese aus Lymphe, Blut, Proteinen, Keimen, Zellen und Zellresten bestehen.

Als Wundrand wird die Grenze zwischen Wunde und intaktem Epithel bezeichnet.

Als Wundumgebung wird der Bereich bezeichnet, der an den Wundrand grenzt und die Wunde umgibt.
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